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Rheinbach braucht keine Gesamtschule!

Am 17.12.2012 wurde im General-Anzeiger Bonn ein Leserbrief von Frau Karin Staab veröffentlicht.
Sie stellte sich darin als integrative Lerntherapeutin vor, die viel mit stressgeplagten Schulkindern zu tun hat.
Von ihrer Berufserfahrung ausgehend, sieht sie in der Errichtung einer Gesamtschule in Rheinbach ein Heilmittel gegen Schulstress und Schulfrust.
Meine Antwort darauf verfasste ich auch in einen Leserbrief,
der, leicht gekürzt, im General-Anzeiger vom 28.12.2012 erschien:


Es fehlt Zeit für Hobbys und Ruhe

Zum Leserbrief von Frau Karin Staab hinsichtlich
der Diskussion um eine Gesamtschule in Rheinbach

Frau Staab beklagt "die steigende Zahl von psychischen Auffälligkeiten von Schulkindern, insbesondere derer, die auch noch in der Grundschule sind." Viele Eltern strebten eine oft nicht dem Entwicklungsstand der Kinder entsprechende Schulform in der weiteren Schullaufbahn an. Einen weiteren Grund für die psychische Belastung der Kinder sieht Frau Staab in der G8-Form des Gymnasiums. Sie befürwortet deshalb eine Gesamtschule für Rheinbach, da sie der Ansicht ist, dass dort für leistungsschwächere Schüler mehr Zeit zum Lernen sei (G9) und leistungsstarke Schüler individueller gefördert werden könnten. Außerdem glaubt sie, dass eine Gesamtschule hohe Sozial- und Methodenkompetenz vermittle.

Dass viele Eltern aus falschem Ehrgeiz oder aus Eitelkeit ihre Kinder an der falschen Schulform anmelden, ist weithin bekannt. Eine nicht zu unterschätzende Rolle dabei spielt die seit vielen Jahren von Regierung und Parteien unterstützte Propaganda, dass die Hauptschule ein auslaufendes Modell sei.

Nicht übereinstimmen kann ich jedoch mit den weiteren Ansichten von Frau Staab. Ich bezweifle, dass die Belastung für die Schüler vom G8-System kommt. Den gleichen Stress gibt es auch für Schüler in der OGS und in einem G9-System, wenn Unterricht und schulisches Arbeiten bis in den Nachmittag hineingezogen werden. Es fehlt den Kindern immer mehr an Zeiten der Ruhe nach den Leistungsanforderungen am Vormittag, und es fehlt den Kindern an Muße, sich mit ihren Hobbys, entweder allein oder in selbstgewählten Gruppierungen oder Vereinen, zu beschäftigen. Zu der Fremdbestimmung im normalen Vormittagsunterricht durch die Lehrer kommt dann noch eine weitere schulische Fremdbestimmung durch Lehrer und Betreuer am Nachmittag hinzu. Und abends schließlich stellen die von Tagesarbeit gestressten Eltern ihre Forderungen. Wann sollen Kinder dann noch zu sich selbst finden und im leistungsfreien, nicht-staatlich-organisierten Spiel sich entspannen!?

Weiterhin besteht in der Bevölkerung und auch bei Politikern ein großes Unwissen über Gesamtschulen. Alle in Nordrhein-Westfalen durchgeführten wissenschaftlichen Schulformuntersuchungen der letzten Jahre attestieren der Gesamtschule im Vergleich zum gegliederten Schulsystem nicht nur geringere Leistungsergebnisse, sondern auch eine um ein Drittel reduzierte individuelle Förderkapazität und - was selbst Fachleute überrascht - ein teilweises Versagen in der Erziehung zum sozialen Engagement. Laut Schulforscher Ulrich Sprenger ergibt sich an der Gesamtschule "ein unerwarteter Verlust an sozialer Kompetenz durch kontinuierliche Zunahme egoistischer Motivationen während der Jahrgänge 7 bis 10". Es genügt wohl die Aussage von OECD-Bildungskoordinator Andreas Schleicher: "Die deutschen Gesamtschulen sind gescheitert".

Hubert Beyer

Rheinbach braucht keine Gesamtschule!

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