Die Gesamtschule macht in Rheinbach mehr kaputt als sie aufbaut
Leserbrief veröffentlicht auf der Seite "www.rheinbacher.de" am 17.02.2014
"Wenn die Gesamtschule kommt, werden viele erst dann begreifen, wie wichtig unsere schöne Schule für Rheinbach ist und war." So sagt und schreibt es der Rektor der Hauptschule Rheinbach. Wenn die Gesamtschule kommt, gehen nicht nur die äußeren Einrichtungen Hauptschule und Realschule kaputt, es geht auch vieles pädagogisch Wertvolle verloren, das den einzelnen Schülern den Schulalltag erfolgreich lebbar und erlebbar macht. Natürlich sollte man offen sein für Neuerungen, und alte Strukturen zu erhalten, nur weil man sich an sie gewöhnt hat, ist nicht empfehlenswert. Wenn man die Befürworter der Gesamtschule hört, meint man, sie verkündeten Großartiges, Neues, Zukunftgewandtes. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Die Gesamtschule ist ein alter Hut, fast sechzig Jahre alt. Sie hat es bisher nicht geschafft, ihrer Aufgabe und ihrem Anspruch in demselben Maße gerecht zu werden wie die gegliederten Schulen, soweit es sich auf das Leistungsniveau, das soziale Verhalten und die Stärkung des Selbstbewusstseins des einzelnen Kindes bezieht. In der Theorie mag die Gesamtschule ein vorbildliches System darstellen. Kinder unterschiedlichster Fähigkeiten und unterschiedlichster Herkunft sollen zusammen und von einander lernen. Jedoch die Ergebnisse der praktischen Umsetzung sind verheerend. Das bestätigen alle wissenschaftlichen Schulformuntersuchungen, die bis heute erstellt wurden. Leistungsmäßig erreichen auch die besten Schüler am Ende der Klasse 10 nicht einmal Realschulniveau. Die Häufigkeit von Disziplinarkonferenzen und Ordnungsmaßnahmen als Anzeiger von unfriedlichem Miteinander und respektlosem Verhalten wird verschwiegen. Das Selbstbewusstsein schwächerer Schüler sinkt noch unter das der Hauptschüler. Sind das nicht Alarmsignale, die eigentlich auch in der Politik Gehör finden sollten? Warnende Stimmen, auch öffentlich warnende Stimmen, die um das Kindeswohl besorgt sind, werden wegen fiskalischer, ideologischer oder bildungsmissachtender partikularer Interessen niedergemacht. Gesamtschulen sind kein Fortschritt. Das wissen auch viele ihrer Befürworter. Und sie posaunen es auch noch wortreich hinaus, indem sie die bisherigen Leistungen von Haupt- und Realschule nahezu verherrlichen, in der Art von: "Haupt- und Realschule haben immer hervorragend gearbeitet, aber...". Aber!? Warum macht man Haupt- und Realschule kaputt? Die Stadt Rheinbach täte besser daran, denselben Weg zu gehen wie Meckenheim: Stärkung des dreigliedrigen Schulsystems. Das wäre Fortschritt! Wie sagte doch der Rektor der Hauptschule? "Wenn die Gesamtschule kommt, werden viele erst dann begreifen, wie wichtig unsere schöne Schule für Rheinbach ist und war." Und ein Mann aus Wirtschaft und Gewerbe sagt: "Die Gesamtschule ist, betrachtet aus meinen rund zehn Jahren Tätigkeit als Chefausbilder in einem größeren mittelständischen Unternehmen, welches jedes Jahr neun bis zehn neue Auszubildende einstellt, kurz gesagt: schlecht. Die Bewerber von verschiedenen Gesamtschulen schneiden durchweg in jeder Beziehung schlechter ab als vergleichbare Bewerber anderer Schulformen (Gymnasium, Real- und Hauptschule)." (S.Severin, General-Anzeiger vom 15.12.2012) Noch ein Wort an die Adresse der Politiker jedweder Couleur: Hat man schon mal überlegt, dass der wirtschaftliche Erfolg der Bundesrepublik auch etwas mit dem dreigliedrigen Schulsystem zu tun hat? Länder wie Schweden, England oder Frankreich mit ihren Einheitsschulen haben viel größeren Ärger mit der Arbeitsmoral, dem mangelnden beruflichem Know-how der Beschäftigten und der schwierigen Integration von Migranten als wir Deutschen. Wer dort seinem Kind mehr zumuten will als z.B. die Grundrechenarten zu können oder in einer Fremdsprache ein Bier bestellen zu können, schickt es auf teure Privatschulen. Wollen wir, dass, wie in Frankreich seit Napoleons Zeiten, die höchsten Staatsämter immer wieder von Kindern derselben tausend Familien besetzt werden, die als Privatgeschulte auf die Masse der Einheitsbeschulten verächtlich herabblicken? Nach allen Untersuchungen, die ich bisher lesen konnte, schafft in Deutschland das gegliederte Schulsystem immer noch eine bessere Integration von Ausländern und weiter gehende Förderung bildungsferner Schichten als die Gesamtschule, die man übrigens in Lehrerkreisen gerne als "schulpolitischen Dinosaurier" betitelt. Warum ist die vom Finanzminister diktierte schulische Rationalisierung wichtiger als der Lebenserfolg unserer Kinder? Hubert Beyer |
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