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Rheinbach braucht keine Gesamtschule!

Eine Gesamtschule wäre nicht nur der Totengräber von Real- und Hauptschule,
sondern nach einigen Jahren schließlich auch des Städtischen Gymnasiums



Rheinbach hat zur Zeit, im Jahre 2012, in den Eingangsklassen zwei 5-zügige Gymnasien, eine 3-zügige Realschule und eine 2-zügige Hauptschule.

Die von der Stadt im Dezember 2011 beschlossene Gesamtschule war 5-zügig geplant und sollte als Ersatz für die Realschule und die Hauptschule dienen. Da aber eine Gesamtschule auch Gymnasiasten aufnehmen muss, um ihrem Auftrag gemäß zu funktionieren, war sie von vornherein als zu klein konzipiert.
Gesamtschulen in der Nachbarschaft, wie Bornheim und Beuel, nehmen pro Jahrgang zwischen 50 und 70 Prozent Gymnasiasten auf. Deshalb müssen dort abgewiesene Real- und Hauptschüler auf die noch bestehenden Real- und Hauptschulen in Bonn und Umgebung ausweichen.

In Rheinbach würde sich ein ähnliches Szenario bieten. Angenommen, die Gesamtschule nimmt nur eine Klassenstärke Gymnasiasten auf und es bleibt bei 5 Zügen, wohin gehen die dann abgewiesenen Schüler, bei denen es sich wohl in erster Linie um Hauptschüler handeln dürfte? Denn auf die Leistungsschwachen verzichtet eine Schule am ehesten liebend gerne. Diese Abgewiesenen werden nach Meckenheim oder Euskirchen zur Hauptschule fahren müssen, weil Rheinbach für seine eigenen Kinder keine passende Schulform mehr hat.
Wenn nun die Stadt von der Gesamtschule verlangen würde, alle Rheinbacher Hauptschüler aufzunehmen, wäre einerseits bei 5 Zügen eine Gesamtschule nicht machbar, da sie kaum Gymnasiasten hat, andererseits müsste die Gesamtschule die Anzahl ihrer Züge erhöhen auf 6 oder sogar auf 7 Züge. Dies wird dann im Laufe der Jahre eine Riesenschule werden, denn 7 Züge mal 25 Schüler mal 9 Schuljahre ergibt 1575. Da man in die Oberstufe nur etwa knapp die Hälfte der Schüler mitnimmt, kann man 3 Züge mal 25 Schüler mal 3 Schuljahre, das sind 225, abziehen. Es bleiben immer noch 1350 Schüler übrig.

Ich fasse zusammen:
Eine Gesamtschule in Rheinbach zwingt viele Leistungsschwache, sich an einem anderen Schulort beschulen zu lassen, und es wird eine Massenschule entstehen mit den dann üblichen disziplinarischen Problemen.



Und nun zum zweiten Aspekt, dem Untergang des Städtischen Gymnasiums:

Eine Gesamtschule zieht viele Schüler an, das ist bekannt. Es liegt vor allem daran,
  • dass sie an drei Tagen ganztags läuft,
  • dass man gute Noten bekommt und dass deshalb die Schullaufbahn kaum durch Wiederholungen behindert wird,
  • dass es sich rumgesprochen hat, dass die Leistungsanforderungen gering sind,
  • dass das Abitur leichter ist als am Gymnasium.

Um einem üblichen Einwand gegen die Behauptung des leichteren Abiturs an der Gesamtschule zu begegnen, folgendes:
Wir haben zwar ein Zentralabitur in Nordrhein-Westfalen mit denselben Aufgaben für alle Schulen, doch die Korrekturen der Klausuren finden an der eigenen Schule durch die eigenen Lehrer statt. Da auch bei genauen Korrekturvorschriften des Ministeriums für den einzelnen Lehrer immer noch ein großer Spielraum für die Benotung bleibt, ist der korrigierende Lehrer geneigt, die Klausurnote möglichst nahe der Abitur-Vornote festzulegen, weil dann dem Schüler und auch den Lehrern der Aufwand für eine mündliche Prüfung erspart bleibt. Der zweit-korrigierende Lehrer an der eigenen Schule stimmt meistens der Bewertung zu.

Üblicherweise fällt die Benotung an der Gesamtschule für die gleiche Leistung um zwei Noten besser aus als am Gymnasium, wie langjährige Untersuchungen beweisen. Im Ministerium weiß man um diesen Unterschied. Deshalb hat man vor einigen Jahren versuchsweise angeordnet, einen Teil der Abiturklausuren von Lehrern anderer Schulen zweit-korrigieren zu lassen - die Klausuren der Gesamtschulen von Gymnasiallehrern, die Klausuren der Gymnasien von Gesamtschullehrern. Das hat viel ärger und Streit um die Benotung gegeben, und es musste häufig ein Dritt-Korrektor eine Kompromissnote finden. Wie reagierte darauf das Ministerium? Ganz einfach: Es gibt in Zukunft keine Fremdkorrekturen mehr. Alle Abiturklausuren werden an der eigenen Schule bewertet. Und die Gesamtschulen dürfen weiterhin ihre guten Noten verteilen.





Aber kehren wir zur geplanten Gesamtschule in Rheinbach zurück!

Häufiger Ganztagsbetrieb, bessere Noten, keine Wiederholungen, geringere Anforderungen, leichteres Abitur - was sagen sich dann Eltern und Schüler? Sie sagen sich: Dort gehen wir hin.

Und die Folge wird sein, dass ein Sturm einsetzen wird auf die Gesamtschule, besonders auf deren Oberstufe. Viele leistungsschwache Schüler des Gymnasiums werden dorthin abwandern, und die Gesamtschule wird sie gerne aufnehmen, da diese Schüler besser sind als ihre eigenen guten Schüler. Die Oberstufen-Schülerzahl der Gesamtschule wird wachsen, dagegen wird die Oberstufen-Schülerzahl des Gymnasiums abnehmen, und im Laufe der Jahre wird sie am Gymnasium soweit abnehmen, dass dort keine gesunde Oberstufe mehr durchführbar ist. Schließlich wird das Städtische Gymnasium Rheinbach eingehen. Für leistungsstarke katholische Gymnasiasten wird das erzbischöfliche Gymnasium das Auffangbecken, für leistungsstarke Andersgläubige und Ungläubige wird es dann in Rheinbach kein Gymnasium mehr geben.

Fazit:
Zwei Gymnasien plus eine Gesamtschule passen nicht nach Rheinbach.


Das Städtische Gymnasium, das jetzt gut 160 Jahre alt ist, wird vielleicht noch 170 Jahre alt werden, aber nicht viel älter.
Danach wird es ein elitäres Privatgymnasium geben und eine überdimensionierte Massen-Gesamtschule, und ein Teil nicht aufgenommener Rheinbacher wird sein Heil in den Schulen der Nachbarkommunen versuchen.

Rheinbach braucht keine Gesamtschule!


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