Die Frage, ob Rheinbach eine Gesamtschule braucht, beantwortete der Stadtrat am 19.12.2011 mit Ja. Er beschloss fast einstimmig, mit nur einer Gegenstimme, so schnell wie möglich die Haupt- und Realschule auslaufen zu lassen und stattdessen eine Integrative Gesamtschule zu errichten. Man fragt sich dann: Warum braucht Rheinbach eine Gesamtschule? Spricht man mit Ratsmitgliedern über den Grund für die Umwandlung, dann kommt meist als Antwort, die Hauptschule werde von der Bevölkerung nicht mehr gewünscht, sie sei politisch tot. Werden Hauptschulen von der Bevölkerung nicht mehr gewünscht? Stimmt das wirklich, oder handelt es sich dabei nur um Gerede? In Rheinbach jedenfalls wird die Hauptschule noch gewünscht. Und wenn reformwütige Politiker und Eltern sie nicht unentwegt durch Propaganda schlecht machen würden, würde sie noch mehr gewünscht. Die Anmeldezahlen an der Hauptschule Rheinbach lagen für das laufende Schuljahr 2012/13 um 140 Prozent über den Prognosen aus dem Frühjahr, so dass unerwartet zwei stabile Klassen eingerichtet werden konnten. Also: von einem Wunsch der Bevölkerung, die Hauptschule abzuschaffen, kann in Rheinbach nicht die Rede sein. Es handelt sich dabei lediglich um den Wunsch des Stadtrates und einiger weniger Leute, die nicht immer Eltern schulpflichtiger Kinder sind. |
Die Frage, warum Rheinbach eine Gesamtschule braucht, ist bisher nicht überzeugend beantwortet. Einen Hinweis auf die eigentlichen Gründe gaben Rheinbacher Politiker und Verwaltungsvertreter in der Schulausschusssitzung des Rates am 13. Juni 2012: Drei Dinge seien für die Einrichtung einer Gesamtschule in Rheinbach ausschlaggebend: die Schulentwicklung, die Bevölkerungsentwicklung und die Wirtschaftsentwicklung. Durch eine Gesamtschule könne die Stadt für Neubürger und für die umliegenden Gemeinden attraktiver werden. Dazu sei schnelles, vorausschauendes Handeln wichtig. Weiterhin könnten Politiker nicht nur eingeengt die vorhandenen Schulformen im Auge haben, sondern müssten die Gesamtentwicklung von Rheinbach berücksichtigen, und dazu sei eine Veränderung der Schulstruktur dringend notwendig. Die allgemeine Sinneshaltung im Schulausschuss brachte ein Sprecher der Grünen-Fraktion zum Ausdruck: "Wir wollen am dreigliedrigen Schulsystem etwas ändern." Es geht also nicht in erster Linie um Pädagogik und Bildung oder um das schulische Wohl der Kinder, sondern es scheint eher um rein kommerzielle Interessen, um kommunale Ambitionen sowie um ideologische Utopien zu gehen. Und "vorausschauend" heißt wohl auch, dass man Nachbargemeinden mit einer Gesamtschulgründung zuvorkommen will. |
Aber die Gründe für eine Schulsystemänderung bleiben immer noch ziemlich im Dunkeln. Warum will man ein erfolgreiches dreigliedriges Schulsystem ändern, das von Schulforschern und durch internationale Gutachten weltweit als das beste eingestuft wird? Warum will man ein erfolgreiches dreigliedriges Schulsystem ändern, das den wirtschaftlichen Aufschwung der Bundesrepublik mit verursacht hat? Warum will man stattdessen eine Gesamtschule einrichten, eine Schulform, von der selbst Prof. Dr. Andreas Schleicher, der Koordinator der PISA-Tests, sagt: "Die deutschen Gesamtschulen sind gescheitert". Wenn pädagogische Gründe für die Gesamtschule fehlen, wer oder was steckt dann hinter der Initiative der Stadt Rheinbach? Wer oder was drängt die Stadt dazu, allen voran die CDU als Mehrheitspartei, das Rheinbacher Image als Stadt der Schulen zu beschädigen und die erfolgreichen Real- und Hauptschule zu zerschlagen? Ist es der CDU-Schulkompromiss in Nordrhein-Westfalen, bei dem die CDU für einen Schulfrieden mit den Rot-Grünen die Haupt- und Realschulen opferte? Das scheint auch nicht der Grund zu sein. Denn, dann würde man nicht eine Gesamtschule fordern, sondern, wie im Schulkompromiss vereinbart, sich für die Sekundarschule stark machen. Ich bin nach wie vor überzeugt, es handelt sich schlicht und einfach um finanzielle Gründe sowie um Gebäude- und Grundstücksangelegenheiten, die mit der Schließung des Vinzenz-Pallotti-Kollegs zu tun haben. |
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